Der rote Faden

Mrz 30, 2024Think Tank

Unwissenheit

Verlust oder verpasste Chancen durch Unwissenheit. Der rote Faden im Abwärtstrend zieht sich beinahe durch alle Marketingabteilungen der Unternehmungen. Es ist nicht etwa Faulheit – vielleicht Bequemlichkeit. Ja, höchstens ist es Bequemlichkeit, die dazu führt, dass Marketingabteilungen in den Unternehmungen alles andere als glänzen. Worum geht’s?

Unwissenheit, so möchte ich den Zustand vieler Marketer bezeichnen, die in Firmen das Marketing, die Kommunikation und letztendlich Werbung für die Unternehmung gestalten. Dafür sprechen derart viele praktische Beispiele, dass mir manchmal ganz schön schwindelig wird. Der rote Faden der Unwissenheit zieht sich über alle Grössen und Arten der Firmen. Der rote Faden im Abwärtstrend.

Es spielt absolut keine Rolle, welche Industrie gemeint ist: Marketingleute sind aufgrund der Bequemlichkeit unwissend geworden. Sie agieren hinter dem Mond aber nicht am Puls der Zeit.

So pauschal & böse!

Unwissend, weil bequem und einfach satt. Internes Marketing hat oftmals an Glanz verloren. Der rote Faden der Bequemlichkeit im Abwärtstrend.

Überhaupt nicht böse, verurteilend oder beleidigend soll dieser Beitrag etwa sein. Es geht viel mehr darum festzuhalten und vielleicht zu ergründen, weshalb das so ist, dass Marketingspezialisten bequem sind oder es schon immer waren und sich so freiwillig dem Sog der Unwissenheit ergaben. Es soll auch nicht komisch sein. Es ist eher tragisch.

Ja, es spielen sich täglich kleinere und grössere Tragödien in den Marketingabteilungen der Unternehmungen ab, denn es liegt so viel Arbeit… Und es ist nur noch peinlich, wofür die meisten Marketingleute ihr Gehalt einstecken. Aber schön der Reihe nach, nicht wahr?

Wir haben Zeit – wir haben das Geld

Beinahe alle Kontakte zu den Marketingabteilungen der Unternehmungen der vergangenen zwölf Monate fruchteten kaum oder nicht wirklich.
Es zeigt sich ein identisches Bild. Zeit scheint in den Abteilungen für Marketing, Kommunikation und Werbung ein unerschöpfliches Gut zu sein, denn sie alle haben viel, sehr viel Zeit, wofür auch immer und sie sitzen auf den Budgets, die durch Unwissenheit mal hier und dann mal dort verbrannt werden. Die Kommunikation mit der Aussenwelt findet nur sporadisch statt. Der gebrauch von Social Media ist nach wie vor ein Buch mit vielen Siegel und überhaupt entsteht der Eindruck, dass Kundenkontakt eher störend als wünschenswert wäre. Oh je, das ist aber hart und eine subjektive Anschuldigung potenzieller Kunden… ob dann noch jemand mit uns zusammenarbeiten wird?

Well, vorbei die süssen Versprechen, das obszöne Schmieren des Honigs um die Münder. Vorbei all die Calls & Meetings, all die verschwendete Zeit, die übrigens auch Steve Jobs bereits in den Neunziger anprangerte – so konnte man das in den letzten Tagen lesen (und bald wird man wohl lesen können, wie der gute Steve übers Wasser laufen konnte) und fertig mit all dem, was uns den grössten Teil des Tages wegfrisst:
der wohlwollende Umgang mit der Unwissenheit der Anderen.

Nein, wir haben das Wissen nicht für uns gepachtet. Aber alles was wir wissen, ist, dass Technologie und somit Konsumverhalten einer dynamischen Entwicklung folgen. Macht Sinn, oder? Oder wollen wir uns echt darüber noch unterhalten?

„Fakt ist, dass viel zu wenig für die eigene Kommunikation und Werbung geleistet wird. Marketing-Instrumente aus dem Hier & Jetzt prallen wuchtig auf Unwissen der Entscheidungsträger. Langes Zögern für den Einsatz der Innovationen oder gar Ablehnung sind an der Tagesordnung. Hingegen alte Hüte werden gern an Agenturen ausgelagert – aus Bequemlichkeit.
Man managt halt die Dinge. Wer soll das noch verstehen?“

Internes Marketing lebt vielfach von Calls und Meetings und wer macht die Arbeit?

Ob klein, ob gross – der rote Faden ist Programm

Wenn Bequemlichkeit Einzug in den Büros genommen hat, dann lieber Chef, Gnade dir Gott.
Das Gehalt zahlst du eh pünktlich und regelmässig und du weisst ja auch, dass der Tag nur etwas mehr als acht Stunden hat. Was deine Mannschaft heute nicht hat machen können, macht sie morgen vielleicht auch nicht, denn die Woche hat mehr als zwei oder drei Tage, stimmt’s? Rom wurde schlussendlich auch nicht über Nacht gebaut.

Was würden wohl all die Bosse, die die Gehälter zahlen, dazu sagen, wenn sie wüssten, wie die eigne Marketingabteilung wirtschaftet? Entweder stecken sie mit unter der Decke oder aber – und das ist leider Fakt, vertrauen sie unwissend auf die Leistung der Profis im Hause. Böse.

Bei kleineren Unternehmungen machen Chefs selbst das Marketing. Sie haben dann vielleicht eine oder zwei Personen, die die manuelle Arbeit übernehmen, die aber auch nur das ausführen, was ihnen gesagt wird. Die Chefs sind oftmals unverbesserlich. Sie hängen an alten Vorgehensweisen, haben wenig Ideen und Mut etwas neues zu wagen, finden immer einen Grund, weshalb dies & das abzulehnen ist und wissen offenbar ganz genau, wo sich deren Kundschaft aufhält.

Wenn es mal nicht läuft, ist es der Markt, Corona, die Russen oder USA oder sonst ein Einfluss von ausserhalb der eigenen Komfortzone schuld an der Misere. Und wenn sie sich doch mal dazu entscheiden Hilfe von einer Agentur anzunehmen, dann geht viel Zeit für Diskussionen drauf, was die Hilfe kosten darf. Gebucht wird dann aber meistens Zeugs, was zum Alltag einer halbwegs ernstzunehmenden Marketingabteilung gehört und grundsätzlich in den eigenen vier Wänden erledigt werden könnte.

Bei grösseren oder den ganz grossen Firmen sitzen Entscheidungsträger bequem im Sattel der Marketingabteilungen, lassen Dinge durch Team-Member ausführen, nehmen Meetings wahr, haben den ganzen Tag Calls, lassen sich zum Lunch einladen und nicht selten sich die Haare kämmen und der E-Mail Autoresponder kommt häufig zum Einsatz. Sie geniessen oftmals blindes Vertrauen bei den Vorgesetzten oder CEOs und gut ist.

Weniger Vertrauen und mehr Kontrolle wäre aber wünschenswert. Doch wer soll den Marketingprofi kontrollieren? Etwa eine Agentur? Vielleicht. Denn die meisten Marketingabteilungen der grossen Unternehmungen arbeiten mit Agenturen zusammen. Und genau hier stimmt etwas nicht.

Wenn hausinterne Profis externe Agenturen – also Fremddienstleister bemühen, dann sollten alle Alarmglocken läuten! Was ist es denn, was Mann oder Frau intern nicht lösen kann? Wie sehr spezialisiert muss demnach eine Agentur sein, dass man selbst nicht im Stande ist Lösungen zu erarbeiten? Welchen Mehrwert bring ein externer Dienstleister wirklich und für welches Geld?

Der Einsatz von Agenturen sollte absolut der letzte Schritt sein. Wenn in der Tat Spezialisten nötig sind, weil intern niemand dazu fähig ist oder Instrumente für die Lösung einer Aufgabe nicht verfügbar sind, dann greift man auf externe Stellen zu. Zeitgleich muss überlegt werden, ob zukünftig intern die Aufgaben übernommen werden könnten, welche Investitionen dazu notwendig wären und ab wann sich der interne Aufwand schlussendlich rechnen würde.

Outsourcing ist ein schlimmes Modewort geworden und man meint doch alles auswärts geben zu müssen & können… nur nicht zu viel Arbeit für sich selbst belassen. Nicht überarbeiten und immer schön auf Work-Life-Balance (übrigens, etwas, was es nicht gibt – ist nur ein Marketing-Modewort) achten, nicht wahr?

Wir haben Zeit & Budget und wir haben das immer so gemacht. Nur keine Eile. Der Kunde kommt schon noch.

Die Wahl der richtigen Führungskraft fürs Marketing ist keine einfache Aufgabe, das ist klar. Wie bei jeder Besetzung einer Führungsposition muss ganz genau hingeschaut werden, welchen Track Record ein Bewerber mitbringt. Dabei sind nicht nur Namen von grossen und bekannten Marken entscheidend, die der Bewerber oder die Bewerberin im Lebenslauf aufführt, sondern der Output des Bewerbers selbst: was wurde intern umgesetzt und was wurde durch Agenturen realisiert?

Und aus Erfahrung weiss ich, dass wenn ein Profi im Haus eingestellt ist und zwar in einer echten Führungsposition mit Verantwortung, dann regt sich schnell Unbehagen im „alten“ Team. Denn von einem Profi kannst du alles erwarten – nur kein Unwissen und schon gar keine Bequemlichkeit. Deshalb verlassen oft Mitarbeitende die Firma, sobald echte Macher als neue Leitung eingesetzt werden oder Mitarbeitende werden entlassen. Entweder genügt ihre Leistung schlichtweg nicht, weil durch Bequemlichkeit ein Unwissend sich wie ein Virus ausgebreitet hat oder es fehlt einfach an der Bereitschaft mit anzupacken.

Kommt dann aber auch noch eine Agentur zum Einsatz, sollte gut nachgefragt werden, weshalb dies nötig ist. Agenturen kosten Geld, viel Geld. Zurecht. Wenn intern nicht gearbeitet wird, übernehmen Dritte den Job. That’s it. Und wer sich das leisten kann, na dann, bitte sehr. Wer aber wissen will, wofür am Ende des Jahres ein neues Budget gutgesprochen werden soll, besucht während dem Jahr die Marketingabteilung und sieht sich um. Mehrmals.

Normalität, die gesprengt werden muss

Interne Fachabteilungen werden oftmals kreiert, um schneller und effizienter diverse Bereiche abzudecken und Jobs abzuarbeiten – ist ja klar.
Sie werden nicht dafür aus dem Boden gestampft, um in den Telefonbüchern oder heute neu bei LinkedIn oder via Google nach Spezialisten nachzuschlagen, zu buchen und Geld aus dem Fenster zu werfen. Im Alltag ist es jedoch so, dass gerade dieses Verhalten insbesondere in den Marketingabteilungen Usus ist. Und das ist tragisch.

Falls Werkzeuge nicht im Hause vorliegen und es absolut Sinn macht etwas herzustellen, was intern nicht zu realisieren ist, dann bitte sehr greift man auf externe Stellen, Fachleute und Profis. Nur dann darf Bequemlichkeit nicht im Weg stehen und Aufträge und Abschlüsse müssen konsequent und zeitnah erfolgen. Warum dann der plötzliche Stress und Zeitdruck? Weil wenn erkannt wurde, dass Instrumente Dritter für den eigenen Unternehmenserfolg wichtig und richtig sind, hat ein Zögern oder sonst was keinen Raum mehr.

Bequemlichkeit muss durch neues Wissen durchbrochen werden. Unwissen muss Selbststudium weichen oder in die Hände von Agenturen gelegt werden. Hauptsache man macht. Stillstand ist tödlich. Nicht umsonst befinden sich die meisten Marketingabteilungen drei, fünf oder gar acht Jahre hinter den Möglichkeiten und Trends und verspielen so Tag für Tag Erfolge, Einnahmen und einfach Geld.

Der rote Faden darf durchgeschnitten werden. Es tut nicht weh.